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Ökumenetekel

28.06.2015

Stuttgart 21 - die Zukunft hat begonnen: Dortselbst fand der Evangelische Kirchentag statt (genau genommen derer 5: vom 3. bis 7. Juni 2015), in dessen Verlauf uns eine Apokalypse prophezeit wurde: Winfried Kretschmann, Allerkatholischste Majestät von Baden-Württemberg, Mitglied der Öku-Partei und Verfechter einer „kooperativen, ausbalancierten“ Trennung von Kirche und Staat (also gar keine), ist vom Allmächtigen berufen, das Christentum zu neuer Größe zu führen, denn es liegt geschwächt danieder. Schuld ist die Spaltung der Christen in Kathis und Evis. Einerseits hatte dies machtpolitisch tatsächlich eine Schwächung des in 1500 Jahren perfekt durchorganisierten christlichen Unterdrückungsapparates zu Folge - eine Art „teile und herrsche“ mit umgekehrtem Vorzeichen, wodurch beide Fraktionen einander neutralisierten. Deshalb dauerte die heiße Phase des postreformatorischen, interkonfessionellen Disputs geschlagene 30 Jahre (wäre heutzutage gar nicht mehr finanzierbar), weil beide Parteien über dieselbe unbesiegbare Wunderwaffe verfügten (nämlich Gott), was zwangsläufig zum Gleichgewicht des Schreckens führte. Andererseits - Zynismus des Schicksals - erfuhr das Christentum theologisch einen deutlichen Aufschwung, indem die evangelische Seite einen fulminanten Neustart hinlegte und der katholischen Seite dadurch frei Haus das perfekte Feindbild zur Festigung und Rechtfertigung ihres Dogmatismus geliefert wurde. Inzwischen aber reicht dies nicht mehr aus, um das 2000-jährige Reich künstlich am Leben zu erhalten, und deshalb müssen nun andere Saiten aufgezogen werden: Kretschmann hofft, dass es künftig ökumenische Kirchentage gibt, will sagen: Katholiken und Evangelische sollen sich endlich zusammenraufen, um dem Rest der Welt zu zeigen, dass sie mehr drauf haben, als unsinnige Feiertage zu dekretieren, deren Bedeutung kaum jemand kennt. Abgesehen von der unterschiedlichen Liturgie kann Kretschmann keinen Unterschied zwischen Katholikentagen und Evangelischen Kirchentagen feststellen. Ökumene würde die Christenheit wieder attraktiver machen und stärken. Und eines Tages, vielleicht anlässlich der Hochzeit der ersten Päpstin, werden die evangelische und die katholische Kirche endgültig wiedervereint sein - dann Gnade uns Gott!

Dies kommt einem spontan auch in den Sinn mit Blick auf einen weiteren Dinosaurier-Auftrieb, der zur selben Zeit (6. und 7. Juni 2015) in Bielefeld stattfand: der Bundesparteitag der PDS, dem man die Losung des Kirchentages gewünscht hätte (was aber auch nichts nützen würde): „damit wir klug werden“. Als Verbindungsoffizier mit Synergieeffekt fungierte Bodo Ramelow (PDS-Mitglied, aktiver Evangele, thüringischer Ministerpräsident), der an beiden Zusammenkünften Erleuchteter teilnahm - seh'n wir uns nicht in Stuttgart, dann seh'n wir uns ... Auch hier wurde ein ökumenisches Horror-Szena­rio halluziniert: Ab Herbst 2017 gemeinsam mit SPD und Grünen in der Bundesregierung. Wenn gleichzeitig die Deutschen, trunken vor Weltwichtigkeit (Wir sind der Martin!), in den Luther-Rausch verfallen - angeheizt von Margot Käßmann, geschasste ehemalige Ober-Evangele und nun „Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017“ (echt, kein Jux) -, kann die PDS mühelos mithalten: 100 Jahre russische Revolution (alle Infos auf www.bolschewikipedia.ru). Botschafter des Politbüros der PDS für das Revolutionsjubiläum 2017 könnte Linksparteigenosse Gregor Gysi werden, der das einzige nennenswerte Ergebnis des Parteitags lieferte: Er gab bekannt, dass er sich nach der ersten Halbzeit auswechseln lassen und nicht mehr Chef der PDS-Bundestagsfraktion sein wird. Dann hat er doch genügend Zeit, das Kommunismus-Spektakel auszurichten. Es sei denn, er wird Aufsichtsrat der Russland-Griechenland-Pipeline, die Alexis Tsipras, der panhellenische Bodo Ramelow der griechischen PDS, mit seinem Paten Wladimir Putin ausgekungelt hat.

Ramelow ist prädestiniert, in Kretschmann'schem Geiste die Ökumene voranzutreiben: Die Koinzidenz beider Veranstaltungen legt es nahe, sie künftig im Doppelpack zu zelebrieren. Abgesehen von der Anzahl der Lieder, die zur Stärkung des Kampfgeistes geschmettert werden (das Kirchentags-Liederbuch umfasst 174 Seiten, wohingegen die PDS über ihre ausgelutschte Schunkelhymne, die Internationale, nicht hinauskommt), kann ich keinen Unterschied zwischen Christentagen und PDS-Parteitagen feststellen: In beiden Fällen rotten sich selbsternannte Heilsbringer, die sich im Besitz der allein selig machenden Wahrheit und Weisheit wähnen, zusammen und beschließen, was dem Universum im Allgemeinen und dem niederen Volke im Besonderen frommt, auf dass es den christlichen bzw. linksradikalen Propheten und Protagonisten wohlgefällig sei.

Kretschmanns Trennungsschmerz beruht auf einem Ereignis, dessen 500-jähriges Jubiläum im übernächsten Jahr mit pompösem Getöse begangen wird: das #fck_the_pope-Posting von King Martin Luther, dem „stiernackigen Gottesbarbar“ und „ersten Berserker der deutschen Geschichte“ (Thomas Mann), laut einer ZDF-Umfrage im Jahr 2003 der zweitbeste Deutsche ever, dicht gefolgt von Karl Marx auf Platz 3 - am deutschen Wesen ... Es hätte nur des Hinweises „Plakatieren verboten“ an der Wittenberger Kirchentür bedurft, um die glorreiche Oktoberreformation sang- und klanglos ausfallen zu lassen, aber so konnte Luther ungehindert seine 95 Thesen vernageln. Wahrscheinlich diente all dies ohnehin allein dem Ziel, als Gottesmann mit Gottes Segen nageln zu dürfen - ora et La Bora.

In Konsequenz sollten auch die Feierlichkeiten zum Refo500- und Revo100-Jubiläum kombiniert werden. Schließlich haben die beiden publikumswirksamen Fachkräfte für Öffentlichkeits- bzw. Agitproparbeit schon einmal kooperiert, und zwar 2003 in der „Unsere-Besten“-Show des ZDF: Margot Käßmann promotete Martin Luther („Freie Christenmenschen fordern freie Fahrt: Luthers Trinksprüche als göttliche Offenbarung“), und - hier bewies das ZDF einen extremen Sinn für schwarzen, pardon: roten Humor - Gregor Gysi durfte Karl Marx wie sauer Bier anpreisen. Auf Platz 1 landete übrigens Konrad Adenauer, was auf den ersten Blick ziemlich uncool wirkt, uns Deutschen aber zur Ehre gereicht, da er nicht Hass und Zwietracht, kein Meer von Blut und keinen Berg von Leichen verursacht hat. Als kleines Dankeschön wollen wir 2017 nebenbei seines 50. Todestages gedenken.

Wenn von Luther und Marx und ihren Folgen die Rede ist, darf ein Dritter im Bunde derer, die der Menschheit etwas für die Ewigkeit aufhalsten, nicht fehlen: Adolf Hitler, ebenfalls beseelt von der Idee der Ökumene über alle ideologischen Gräben hinweg (Hitler-Stalin-Pakt). Was haben diese Drei gemeinsam? Sie waren alle mal Kanzler. Na ja, kleiner Scherz zur Auflockerung. Also noch mal: Sie waren alle Deutsche. Nicht so ganz: Hitler war eigentlich gebürtiger Österreicher. Jetzt heult natürlich, wie von der Tarantel gestochen, der Stammtisch der politisch korrekten Gutmenschen auf: Die Deutschen haben die Einwanderer gar nicht wirklich lieb, sondern bei jeder Gelegenheit stellen sie deren Migrationshintergrund in den Vordergrund, auch wenn die sich mustergültig integrieren. So wie A. H.: 11 Monate vor der Machtergreifung ergaunerte er sich die deutsche Staatsbürgerschaft, nachdem er zuvor die ostmärkische aufgegeben hatte. Eines muss man diesem mit allen Extras ausgestatteten Prototypen der Gattung Mensch lassen: Mit solch halbem Kram wie doppelter Staatsbürgerschaft gab er sich nicht ab - entweder ganz oder gar nicht. Worin also besteht die Gemeinsamkeit zwischen Luther, Marx und Hitler? Alle Drei waren Antisemiten. Dies war jedoch kein Hinderungsgrund für glanzvolle Karrieren. In der amerikanischen Verfassung ist festgelegt, dass ausschließlich in den USA Geborene Präsident werden dürfen. Eine entsprechende Regelung für den Reichskanzler fehlte in der Weimarer Verfassung - ein einziger Satz, und die Weltgeschichte hätte eine andere Wendung genommen. Amerika, du hast es besser, wie schon Johann Wolfgang Goethe (Platz 7 der ZDF-Hitliste) erkannte.

Stellt euch vor, nach dem hoffentlich baldigen Ende der seit 25 Jahren währenden deutschen Staats-Ökumene werden dereinst die West-PDSler heulend, mit verrotzten Nasen heimatlos umherirren. Die richtige, also die Ost-PDS wird diese schiffbrüchigen, gestrandeten Loser, die ihnen von jeher nur ein Klotz am Bein waren, nicht aufnehmen, sondern wird sie kalt lächelnd in den Abgrund stürzen lassen. Wohin also können die Ausgestoßenen sich flüchten? Es bleibt ihnen nur eines: Kirchenasyl - der Staat im Staat ist eine feste Burg.

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(21.12.2015)

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