Regelbahr
02.06.2013
Räucherware hält sich länger. Deshalb kann unser Polit-Jopie-Heesters so unermüdlich ein Talkshow-Studio nach dem anderen mit Weisheiten und Zigaretten vollqualmen. Weniger prominent, aber umso erstaunlicher ist ein anderes Konservierungs-Phänomen: Egon Bahr beging vor Kurzem seinen 150. Geburtstag. Im Rahmen einer kleinen Feier in Leipzig wurde ihm ein Ständchen von seinem Verein dargebracht - nicht die Schrebergärtner, nicht die Freiwillige Feuerwehr, sondern die SPD, die in ihrem Parteiprogramm irgendwas von „demokratischem Sozialismus“ faselt, was zeigt, dass sie auch schon ziemlich retro ist. Da kam der Jubilar ins Plaudern und gab gute Ratschläge, denn die SPD - mutig, mutig - will an der Bundestagswahl teilnehmen: In den Ländern kämen Koalitionen mit der PDS infrage (womit er natürlich nicht Westdeutschland meinen kann), aber auf Bundesebene sei dies nicht angebracht, solange die PDS sich nicht klar zu Deutschlands Verpflichtungen in den Vereinten Nationen, der Europäischen Union und der Nato bekenne. Hingegen sei gesellschaftspolitisch und wirtschaftspolitisch „vieles regelbar“. Was will Herr Bahr uns damit sagen? Dass die SPD keine Skrupel hätte, der PDS Zugeständnisse zu machen, um so einiges zu deichseln und zu mauscheln, was deren Zielen entspricht: etwas weniger Demokratie und Rechtsstaat, etwas mehr Planwirtschaft?
Das ist also alles, was aus Sicht der SPD gegen eine Koalition mit der PDS spricht: ihre außenpolitische Inkompatibilität (obwohl dort andauernd die Internationale gesungen wird). Linksparteigenosse Gregor Gysi hat da schon mehr Durchblick: Auch er rät von einer PDS-Koalition ab, und zwar weil es dafür keine „gesellschaftliche Akzeptanz“ gebe (womit er natürlich nicht Ostdeutschland meinen kann): Auch die CSU wählende Bäuerin müsse mit einer PDS-Koalition leben können. So viel Bauernschläue hätten wir einem PDS-Bonzen gar nicht zugetraut. Aber natürlich haben auch Genosse Egon und die SPD Angst vor den Westdeutschen und deren Mangel an „gesellschaftlicher Akzeptanz“ einer Koalition mit der multipel umbenannten SED. Sie wissen ganz genau, dass in diesem Falle in Westdeutschland die Erde beben würde und es zu einem Volksaufstand kommen könnte.
Das Wir entscheidet! Am liebsten würden wir entscheiden, dass die SPD sich endgültig in die wohlverdiente Rente zurückzieht. Sie taugt nicht mal mehr für Zeitarbeit, geschweige denn für eine Festanstellung.
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(02.06.2013)
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