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Von 0 auf 3,3 in 10 Stunden

16.9.2016

Eins vorweg: Ich gehöre selbstverständlich nicht zu jenen gehässigen Zeitgenossen, welche die westdeutsche PDS als Verlierer, Versager und Nichtskönner verunglimpfen, wozu die Kommunalwahl in Niedersachsen am 11.9.2016 vorgeblich erneut Anlass bietet: Die PDS hat im Landesdurchschnitt 3,3 % erreicht. Bei oberflächlicher Betrachtung mögen 3,3 % - nun ja - nicht gerade als der ganz große Wurf erscheinen, umso weniger als die PDS in ihrer goldenen SED-Ära regelmäßig lockerflocker auf 99 % kam. Eine differenzierte wahlarithmetische Analyse fördert jedoch ein gänzlich anderes Bild zutage: Ein Stimmenanteil von 3,3 % stellt eine Steigerung von 330 % gegenüber der Basisgröße dar, welche die faktische Bedeutung der PDS in Westdeutschland wiedergibt: null. Unter dieser Prämisse ist zu konsta­tieren (und das müssen die übrigen Parteien, die fast sämtlich Stimmenverluste erlitten haben, zähneknirschend anerkennen): Die PDS ist der, neue Maßstäbe setzende, Shootingstar der Kommunalwahl.

Im Sinne von Nachhaltigkeit darf der Fortgang dieser so hoffnungsvoll begonnenen Erfolgsgeschichte nicht dem wankelmütigen Wählerwillen unterworfen bleiben. Das war früher ja auch nicht so (siehe oben). Daher schlage ich vor, zugunsten der PDS eine Besonderheit des Kommunalwahlverfahrens in modifizierter Form anzuwenden: Kumulierung. Als Gewohnheitsrecht und Bestandsschutz wird der PDS bei allen künftigen Kommunalwahlen ein Ergebnis von 3,3 % zugestanden. Diese - nennen wir es mal - Grundsicherung für Wählersuchende und das Gesamtergebnis der jeweils vorhergehenden Wahl werden kumuliert. Im Jahr 2021 erhält die PDS somit 6,6 %, 2026 9,9 %, 2031 13,2 % usw. usf. Nach nur 30 Kommunalwahlen wird die PDS sodann bei 99 % (siehe oben) angekommen sein. Da Kommunalwahlen alle 5 Jahre stattfinden, kann die PDS ihr Niveau aus besseren Zeiten somit bereits nach 150 Jahren erreichen. Dies ist ein durchaus überschaubarer Zeitrahmen, und in der Politik muss man nun mal einen etwas längeren Atem haben.

Ohne diesen Schutzschirm würden die Wähler in analoger Anwendung des zweiten rätselhaften Phäno­mens des Kommunalwahlrechts der westdeutschen PDS den Garaus machen: Panaschierung - Stimmen dritteln. 2021 würde die PDS nur noch 1,1 % erhalten, 2026 0,37 %, 2031 0,12 % usw. usf. In absehbarer Zeit wäre die PDS dann vollends vaporisiert und vom Winde verweht. Kurzfristig betrachtet, wäre dies natürlich ein unschätzbarer Gewinn für Westdeutschland. Schnelle Bedürfnisbefriedigung darf jedoch nicht alleinige Richtschnur unseres Handelns sein, sondern wir müssen auch unserer Verantwortung für die Zukunft gerecht werden. Das gänzliche Verschwinden der westdeutschen PDS wäre nämlich ein unersetzlicher Verlust an Lebensqualität für kommende Generationen: Die wollen doch auch in 150 Jahren noch was zu lachen haben.

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(16.9.2016)

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