Wolkenkuckucksheim
23.04.2013
Auf zwei Dinge können wir uns in dieser unsicheren Zeit verlassen: a) Berlin ist die kulturelle Hauptstadt der Welt. b) Allein die PDS ist in der Lage und berufen, die brennenden Probleme der Welt (und des restlichen Universums) zu lösen. Jüngster Beleg hierfür: a) In Berlin wird das Barbie-Dreamhouse errichtet. b) Die Jugendorganisation der PDS, obwohl gerade vollauf damit beschäftigt, sich kokett als linksextrem zu bekennen (was aber niemanden interessiert, da es eh schon alle wissen), hat sich sofort dieses Themas angenommen: Natürlich ist das Barbie-Dreamhouse nur ein weiterer perfider Versuch des Kapitals, die unterdrückten werktätigen Massen (und vor allem Massinnen) von der Verwirklichung des Sozialismus abzulenken, indem sie mit heiler Plastikwelt und konventionellem Frauenbild eingelullt werden. Daher werden die Jung-Sozialisten als dialektische Antithese in Kürze das Leftie-Dreamhouse eröffnen. Das Leftie-Dreamhouse befindet sich in der Wallstreet (East Side Gallery) und wird wegen seiner relaxten Wellness-Atmosphäre liebevoll „Workers and Farmers Paradise“ genannt. Durch Scheinwerfer, Überwachungskameras, Scharfschützen, Minenstreifen und Selbstschussanlagen ist es rundum geschützt - aber nicht gegen Ein-, sondern Ausbrecher. Als Kontrast zum dekadent-bourgeoisen Rosa des Barbie-Dreamhouse ist das Leftie-Dreamhouse in stilgerechtes Blutrot getaucht.
Hauptfigur im Leftie-Dreamhouse ist Sahrie. Im Gegensatz zu Barbie ist Sahrie keine blonde Dummtussi, die immer nur das Eine in ihrem hohlen Kopf hat, nämlich die 3 Ks: Kosmetik, Klamotten, Ken. Sahrie ist emanzipiert, ideologisch gefestigt, hat Philosophie und Literatur studiert und in Volkswirtschaft promoviert. Anders als Barbie ist Sahrie kein aufgebrezeltes Modepüppchen, sondern kleidet sich mit der geschmackvollen Eleganz einer stalinistischen Politkommissarin. Während Barbie ihre ewige Jugend damit verdaddelt, Cupcakes für ihren Chauvi-Boyfriend zu backen, strebt Sahrie zu Höherem: Mit ihrem Lebensabschnittsgefährten Ossie will sie die Weltherrschaft an sich reißen. Damit Sahrie jederzeit weiß, was ihre Freunde (und vor allem ihre Feinde) denken, gibt es im Leftie-Dreamhouse ein eigenes Social Network namens „I am what IM“. Um den eigenen absoluten Macht- und Führungsanspruch zu unterstreichen und als Kontrapunkt zu dem in der PDS naturgemäß verhassten „Wir sind das Volk!“ lautet die Parole im Leftie-Dreamhouse: „Toys are us!“.
Sahrie hat zwei Freundinnen, denen sie in tiefer, symbiotischer Hassliebe verbunden ist: Hannie und Andie. Die beiden wohnen im linken Flügel von „The Barrack“, einem altehrwürdigen, aber nach 150 Jahren ziemlich baufälligen Gebäude in der Without-a-Peer-Street (Upper West Side). Sahrie machte schon zwei Anläufe, sich mit Hannies und Andies Hilfe die Weltherrschaft zu erschleichen - aber immer vergeblich: Der erste Versuch wurde schon im Ansatz von der bösen Mrs. Butcher zunichte gemacht, die Andie den Albtraum aller Berufspolitiker bereitete: Verantwortung und Standhaftigkeit. Der zweite Versuch klappte zwar zunächst, nach knapp zwei Jahren wurde Sahrie jedoch klar, dass Hannie sie nur als nützliche Idiotin missbrauchte, um die Macht allein für sich und ihre kleinen grünen Männchen zu haben. Sahrie wurde richtig zickig und beendete die Zusammenarbeit - bis auf Weiteres.
Da bleibt uns nur, der PDS künftig mehr Erfolg mit ihren Traumgespinsten zu wünschen und ihr aufmunternd zuzurufen: „Dream on!“
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(23.04.2013)
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