Après Ski
16.01.2014
„Warum Michael Schumachers Unfall die Welt so berührt“, titelt der Spiegel. Genau das frage ich mich auch. „Ein deutscher Held“, titelt der Focus. So? Edward Snowden ist ein Held und Nelson Mandela. Was aber hat dieser Formel-1-Fritze denn Heldenhaftes geleistet? Sein Promi-Status beruht allein darauf, dass er mit einem motorisierten Phallusersatz von Ferrero (die wahrscheinlich schnellste Praline der Welt) mit dem geringstem Zeitaufwand die meisten Autoreifen verschleißen kann. Dieses Spektakel ist fast so langweilig wie Tennis. Die Lärm- und Gestank-Immission ist zwar deutlich höher, steigert den Unterhaltungswert aber nur unwesentlich. Stattdessen ist die Atmosphäre latenter Aggression und Rücksichtslosigkeit schlichtweg abstoßend. Das ganze Gedöns wirkt beklemmend entmenscht - und ist obendrein ein miserables Vorbild für dumpfbackige Bleifüßler. Gleichzeitig ist dieses stupide, sinn- und ziellose Im-Kreis-herum-Rasen auch peinlichst infantil: brummbrummautofahn! Schumacher ist die Personifizierung dieses Systems: Ich finde ihn ausgesprochen unsympathisch. Er wirkt wie das von ihm aufgetürmte Reifen-Siebengebirge: ohne jegliches Profil, und er erweckt nicht gerade den Eindruck, - na, ich möchte es mal so formulieren - als gehörte er zur intellellen Elite (aber wer tut das schon).
Mythen und Legenden ranken sich um seine Auswanderung: Bescheiden, wie er nun mal ist, lautet die offizielle Version, er sei nur deshalb in die Schweiz übersiedelt, um möglichst oft auf Hängen und Pisten dem Abfahrtslauf frönen zu können. Tatsächlich aber ist er ein Flüchtling, ein bemitleidenswerter Exilant: Während viele andere Deutsche seiner Gehaltsgruppe sich als asoziales Gesindel erweisen, indem sie in der Schweiz deutsche Steuern hinterziehen, um über die Runden zu kommen, würde uns‘ Michael so etwas gar nie nicht niemals tun. Um aber seine 4-köpfige Familie und seinen 12-zylindrigen Fuhrpark durchzubringen, war er gezwungen, der undankbaren Heimat das Heck zu kehren und sich selbst in die Schweiz zu transferieren. Seehofer hat recht: Die Armutsmigration ist Realität!
Doch wenn alle Stricke reißen, bleibt uns ja noch Boris Becker. Oh, skit!
PS: Gute Besserung!
------------------------------------------------------------------------------------
Weitergabe, Veröffentlichung jeglicher Art und Verlinkung dieses Textes sind mit Autoren- und Quellenangabe ausdrücklich erwünscht!
Startseite > Sonstiges > Après Ski
(16.01.2014)
Impressum
Datenschutzerklärung