Caster rennt
30.08.2009
Sogar mir kam zu Ohren, dass in Berlin die Leichtathletik-WM stattfand. Das einzige, was ich dann noch davon wahrnahm, ist, dass eine Sportlerin im Verdacht steht, ein Mann zu sein, was mir für einen Moment ein amüsiertes Lächeln abrang. „Girls will be boys and boys will be girls./It's a mixed up, muddled up, shook up world.“ sangen die Kinks schon 1970. Die heutige Lola rennt schneller als alle anderen auf der Welt und heißt Caster. Was, so fragte ich mich pawlowesk, spielte sich im Schlafsaal ab? Wie war das in der Gemeinschaftsdusche? Aber wie üblich streunte meine schmutzige Fantasie in die völlig falsche Richtung. Eigentlich geht es nur darum, ob die Sportlerin ihren Konkurrentinnen unfairerweise körperlich überlegen ist - eine von meiner Warte aus eher langweilige, sportlich betrachtet aber durchaus legitime Frage. Legitim? Mitnichten:
Wer solch eine alltägliche Frage stellt, begeht Blasphemie und zieht unweigerlich den Donnerkeil der Schöpfer eines ideologisierten Menschenbildes, der gnadenlosen Usurpatoren einer von oktroyierten Denk- und Sprechschemata verpesteten Gesellschaft auf sich. Also sprach die Göttinger Koryphäe der Medizinethik: „Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) streut Gerüchte (...). Damit ruiniert der Verband leichtfertig ein Sportlerleben. Der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) darf nicht leichtfertig Leben und Leistung von Caster Semenya (...) zerstören!“ Schon diese ersten 3 Sätze bestechen nicht nur durch ihr suboptimales stilistisches Niveau, sondern in ihrer tumben Marktschreierei könnten sie wortgleich, bis hin zum empörten „Schlimm-schlimm!“-Ausrufezeichen, als Aufmacher in der Bild-Zeitung stehen.
Weiter heißt es: Das Geschlecht eines Menschen werde durch das Zusammenspiel vieler Faktoren geprägt: genetische, hormonelle, anatomische, psychische, soziale. Patsch, das hat gesessen! Durch diese Schlagwort-Bastonade werden all die reaktionären Hinterwäldler und -innen wie du und ich niedergeknüppelt, die bislang zu wissen glaubten, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Was zumindest psychische und soziale Faktoren mit der körperlichen Konstitution zu tun haben, verrät uns die Frau Professorin im Übrigen nicht.
Kein Experte der Welt habe im Zweifelsfall klare und sichere objektive Kriterien für die Zuordnung als Mann oder Frau. Die Bewegung der Intersexuellen und Transsexuellen (was immer das sein mag) habe lange dafür gekämpft, dass dies anerkannt werde. Boah, echt voll cool! Und wofür kämpft die Bewegung der evangelischen Radieschenzüchter?
Die 18-jährige Sportlerin gelte in manchen Ländern noch nicht als volljährig. Aha. Und was soll uns das sagen? Dass sie deshalb Narrenfreiheit hat, unser kleiner Lausejunge? Wer sich an die Weltöffentlichkeit begibt, um seinen persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen und um Ruhm und Ehre einzuheimsen, muss damit rechnen, beobachtet und kritisiert, auch beneidet zu werden, was leider zuweilen auf Tratsch- und RTLII-Niveau absinkt - so ist das nun mal im Show-Business.
Eine andere Sportlerin habe versucht, sich das Leben zu nehmen, als ihr 2006 eine Medaille wegen des gleichen Vorwurfs aberkannt worden sei. Soll das heißen, dass keine Fragen mehr gestellt, keine Ermittlungen aufgrund eines Anfangsverdachts durchgeführt werden dürfen, nur weil der/die/das Verdächtige eine psychisch labile Mimose ist, die sich vielleicht hinter den Zug wirft?
Fazit: Hier spricht nicht die Expertin, die Wissenschaftlerin, sondern all dies ist bloß triviales, politisch korrektes Gutmenschengefasel.
Immerhin habe ich etwas gelernt: Niemand kann mir nachweisen, dass ich keine Frau bin ... Wann ist eigentlich Frauen-Nacktbaden im Hallenbad? Mannomann!
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(30.08.2009)
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