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Der Ball ist googlerund!

15.06.2010

Die Krise ist nun auch in der Fußball-Branche angekommen. Das Ausrichten internationaler Großveranstaltungen, namentlich der Weltmeisterschaft, mit echten Spielern in echten Stadien ist nicht mehr finanzierbar, man denke nur an die Reisekosten und die horrenden Spielerhonorare. Bestrebungen, die Kostenexplosion dadurch einzudämmen, dass die Profifußballer mit dem Fahrrad anreisen müssen (was gleichzeitig die Oberschenkelmuskulatur trainiert) und nur noch einen Höchstlohn von € 7,50 je Spiel bekommen, waren zum Scheitern verurteilt. Neben dem Kostenproblem zeigt sich obendrein folgendes Phänomen: Kaum ist die eigene Mannschaft ausgeschieden, lässt das Interesse an der WM abrupt nach. So gehen in ganzen Kontinenten schlagartig die Fernseher aus, wenn wie üblich die Europäer das Endspiel unter sich ausmachen. Die Frustration darüber, nicht Weltmeister geworden zu sein, führt bei vielen Menschen sogar zu einer dauerhaften totalen Abkehr vom Fußball. Der hierdurch entstehende wirtschaftliche Schaden bei Fernsehsendern, Fanartikelherstellern und sonstigen Zulieferern ist immens und nicht länger hinnehmbar. Daher geht die FIFA ab der WM 2010 einen völlig neuen Weg: Virtualisierung. Die ganze WM ist nur noch eine einzige Computer-Simulation. Diese ist für jede Fan-Gruppe maßgeschneidert, sodass die jeweilige Lieblingsmannschaft garantiert sämtliche Spiele gewinnt und Weltmeister wird.

Die WM 2010 findet auswärts statt, um zu verhindern, dass in der Eröffnungsveranstaltung wieder - die Avatare von - Thomas Gottschalk und Herbert Grönemeyer auftreten. Diese hatten 2006 den Rest der Menschheit verständlicherweise nicht gerade zu stehenden Ovationen hingerissen und für immer das hartnäckige Vorurteil aus der Welt geschafft, Deutschland sei eine Kulturnation. Damit die Deutschen, die 2006 - abgesehen von dem besagten initialen Fauxpas - so hervorragende Gastgeber waren, aber dennoch wieder zeitgerecht mit schwarz-rot-gelber Gesichtsbemalung und ebensolchen Fähnchen durch die Straßen toben können, wurde ein Land als - virtueller - Austragungsort gewählt, das zwar 8.700 km Sicherheitsabstand hat, aber dennoch exakt synchron mit Deutschland ist: Südafrika. Welche Bedeutung schwarz-rot-gelb hat, ist übrigens bis heute ungeklärt. Möglicherweise handelt es sich um ein altgermanisches Fruchtbarkeitssymbol.

Die individuellen fußballerischen Präferenzen und Bedürfnisse weltweit zu ermitteln, erscheint utopisch, ist aber durchführbar. Hierzu lässt sich eine fundamentale Erkenntnis der Patho-Enzephalogie zu Nutze machen: Das Gehirn von Fußballfans ist äußerst schlicht strukturiert: Es ist kugelrund, besteht im Wesentlichen aus einer ledrigen Hülle, gemustert mit schwarzen Fünfecken und weißen Sechsecken, und ist im Übrigen mit Luft gefüllt. Dieses denkbar simple Organ, das immer nur das Eine will, kann mittels eines sog. Transponder-EEGs mühelos abgescannt werden. Dies bewerkstelligte die weltberüchtigte Fa. Google in einer globalen, als Fotoreportage getarnten Großaktion namens Public Street Viewing. Zeigte ein Gehirn lebhafte Aktivität, so gehörte es einem Fußballmuffel; bewegte es sich hingegen nahe der Nulllinie, so handelte es sich zweifelsfrei um einen Fußballfan. Die Ermittlungen ergaben, dass beispielsweise in Deutschland folgende Nationalmannschaften bevorzugt werden: Deutschland, Türkei, Russland, Bayern, Kuba (PDS-Wähler). Auch die Feinheiten des Spielverlaufs sind der jeweiligen Zielgruppe angepasst: Zum Beispiel in der Variante für PDS-Wähler (die naturgemäß allesamt in die Kategorie „faktischer Hirntod“ kamen) gibt es nur ein einziges Tor, und die Siegermannschaft hat immer 99,9 Treffer. Statt Wuwuselas zu tröten, muss das Publikum „Die Partei, die hat immer Recht“ grölen und dazu Bilder von Ossi Lafontaine schwenken. Zuschauer, denen diese Spielregeln missfallen und die deshalb das Stadion verlassen wollen, kriegen die rote Karte und werden von den Linienrichtern erschossen. Inzwischen hat die PDS Interesse bekundet, das Google-Verfahren für eigene künftige Zwecke zu übernehmen. Genosse Gregor mit wehmütiger Stimme: „Ach, hätten wir das doch schon 1989 gehabt ...“

Das WM-Projekt ist so erfolgreich und zukunftsweisend, dass Google erwägt, die FIFA aufzukaufen. Und die PDS. Denn Linke sind Weltmeister in Virtueller Realität.

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(15.06.2010)

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