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10.6.2018

Der Gott des Geschwätzes

„Am Anfang war das Wort; das Wort war bei Gott“ - ach, wäre es doch nur dort geblieben! Aber nein, es musste ihn der Hafer stechen. Sechs Tage lang hatte er geschuftet und das gesamte Universum aus dem Boden gestampft, dazu die Erde mit allem Drum und Dran und als Krone - na ja - die Gattung Mensch, und jeden Abend musste er konstatieren, dass es gut war. Wahrlich, es war rundum makellos und harmonisch, wie eine Fünfzigerjahre-Heimatschnulze, wie Barbie und Rosamunde Pilcher, die gesamte Schöpfung eine einzige Margarine-Reklame - zum Erbrechen perfekt. Am siebenten Tage endlich hockte er nur noch untätig herum, hatte nichts mehr zu werkeln, es war ja alles superhypermagagut, kein Feinschliff mehr vonnöten, er chillte so vor sich hin und versank in Sonntagslangeweile. Da juckte es ihn in den Fingern, seine Möchtegern-Ebenbilder in ihrem Kitsch-Paradies ein bisschen zu piesacken, damit sie immer an ihn denken würden. Gott war und ist ein Zyniker (anders ist der Zustand der Welt nicht erklärlich), und weil Müßiggang aller Laster Anfang ist, kam ihm eine teuflische Idee: Er würde das Unheil über die Welt bringen und sie auf ewig verpesten, das totale Grauen schlechthin, entsetzlicher als alle Seuchen und Naturkatastrophen zusammen: Religion. Gesagt, getan - und als Sahnehäubchen erteilte er den Menschen das Wort. Von Stund an schwafelten sie drauf los, nutzloses Zeug ohne Sinn und Verstand, ohne Hand und Fuß, plappern um des Plapperns willen. So ist es geblieben bis auf den heutigen Tag: „Ich denke ja gar nichts, ich sage es ja nur.“ (Ödön von Horváth)

Seit Menschengedenken lautete die dümmste aller dummen Fragen: „Warum fragst du?“ Nun aber ist der Rekordhalter abgelöst durch ein neues Spitzenprodukt made in Germany: „Gehört der Islam zu Deutschland?“ Die Dämlichkeit dieser Frage wird nur noch dadurch getoppt, dass es tatsächlich Leute gibt, die bierernst darauf antworten. Und wenn die Antwort „nein“ ist und es sich obendrein um einen frisch gebackenen Bundesinnenminister handelt, dann qualmt die vollautomatisierte Verlautbarungsmaschinerie mal wieder im Turbogang. „Me too“, rufen alle vermeintlich Berufenen wie von der Tarantel gestochen, „ich will auch meinen belanglosen Senf dazu geben!“ Über nichts anderes wird in Deutschland so wollüstig schwadroniert wie über den Islam und die Muslime, eine Art sublimierte Pornolalie: Islam ist so saugeil! Deutschland ist in religiösen Irrsinn verfallen, doch die Flagellanten geißeln nicht sich selbst (obwohl sie allen Grund zu Buße und Sühne haben), sondern prügeln aufeinander ein. Dabei geht es um nichts, man streitet um des Kaisers Bart, beim Barte des Propheten. So schaffen es auch Niemande wie Christine Buchholz in die Medien, indem sie verkündete, der Nein-Sager gehöre nicht zu Deutschland. Sie ist „religionspolitische Sprecherin“ der PDS-Bundestagsfraktion - in konsequenter Nachfolge des von religiöser Toleranz und Vielfalt geprägten SED-Staates.

Auch ein namhafter Historiker ergriff das Wort und wies erhobenen Zeigefingers darauf hin, im Mittelalter hätten Muslime große Teile antiker griechischer Naturwissenschaften und Philosophie gerettet und der lateinischen Welt des westlichen Europas überliefert. Das hat nun rein gar nichts mit dem Islam als Religion zu tun, aber egal: Dabei sein ist alles beim Public Schweinigeling. Immerhin vermittelt diese putzige Blüte unfreiwilligen Humors auf hohem akademischem Niveau eine wehmütige Erinnerung an das Goldene Zeitalter, als die Komödienstadel-Pantheons der vorchristlichen, vorislamischen Religionen noch Jux und Unterhaltung boten, bevor Ödnis und Terror des missionarischen Monotheismus die Welt in einen höllischen Abgrund stürzten.

Das Land der Dichter und Denker ist also nur ein minderbegabter Zögling islamischer Nachhilfelehrer. Und das Land der Richter und Henker war die Urform des Islamischen Staates. Wie innig der Islam und unser Heimat-/Vater-/Mutterland (ideologisch Unzutreffendes bitte streichen) miteinander verbandelt sind, zeigt sich schon im arabischen Namen für Deutschland: Allahmania (deutsch: Gotteswahn). Auch im rigoros säkularisierten Frankreich werden wir so genannt: Allahmagne (deutsch: Allahu akbar).

Manche Dinge sind so falsch, dass auch das Gegenteil nicht richtig ist. Deshalb erwidere ich auf die fragwürdige Frage (äh ... ich hab's gleich: „Hört der Islam Deutschland zu?“): Der Islam kann mir gestohlen bleiben. Und das Christentum und das Judentum und der Hinduismus und der Buddhismus und die gewissenlosen Demagogen und die gedankenlosen Gutmenschen.

Sport und Religion sind offenbar unsere Leistungsfächer. So bleibt die Hoffnung, dass zumindest während der WM das Thema Nr. 1 in die Defensive gestürmt wird. Durch das Islam-Geschwätz sind wir ohnehin schon Weltmeister: Abseits, Foul und Eigentore.

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(10.6.2018)

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