24.1.2019
Herbstzeitlose
„Wann wird's mal wieder richtig Sommer?“ sang Rudi Carell 1975 flehentlich. 43 Jahre später ist endlich ein deutsches Sommermärchen wahr geworden - und schon ist es vielen Miesepetern und -innen auch wieder nicht recht gewesen. Als Gegenbeweis fahren sie schweres Geschütz auf: „Cruel Summer“ von Bananarama (1983). AfD und Pegida wissen es mal wieder ganz genau: Diese undeutsche, entartete Hitze sei von den Flüchtlingen aus ihren Heimatländern eingeschleppt worden. EU-Büro- und Technokraten, moderne Nachfahren der Grauen Herren in „Momo“, die den Menschen die Zeit rauben, haben - applaudiert von den Grünen - herausgefunden, dass solche Temperaturen keiner Norm entsprächen und daher reine Sonnenenergieverschwendung seien, und beschlossen, nicht nur die Hitze, sondern auch das zugrunde liegende Übel kurzerhand abzuschaffen - den Sommer. In einer EU-weiten Online-Umfrage ist diese Attacke aber abgeschmettert und mehrheitlich entschieden worden, dass die Sommerzeit beibehalten werden soll: „Summertime - and the living is easy“, wie es in „Porgy and Bess“ so treffend heißt, pardon: lautet. Anderenfalls hätte es nur kurze Zeit gedauert, bis als Nächstes auch Frühling, Herbst und Winter eingestampft worden wären. Da hilft nur ein Stoßgebet, um künftiges Unheil zu verhindern: „Vater unser, der du bist im Himmel/bleibe dort/und wir werden hier auf Erden bleiben/die manchmal auch ganz schön ist/mit den Jahreszeiten/mit den Jahren.“ (Jacques Prévert)
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