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22.5.2018

Kindermund tut Wahrheit kund

Sehr geehrte Frau Weidel, sehr geehrter Herr Gauland,

Lügner, Heuchler, Scharlatane! Nein, ich meine nicht Sie, sondern die Erwachsenen. Die können gar nichts anders, als täuschen, tricksen, sich verstellen, allweil nur Lug und Trug und Gleisnerei. Die AfD hingegen hat bislang in den Kinderschuhen gesteckt und sich im Stande der Unschuld befunden. Als Gegenmodell zur Lügenpresse ist sie immer aufrichtig gewesen und hat niemals mit ihren Absichten hinterm Berg gehalten. Aber auch die AfD ist gereift, und am Aschermittwoch war die ungestüme Jugend endgültig vorbei: Der damalige sachsen-anhaltische Landesvorsitzende André Poggenburg bezeichnete die deutschen Türkischstämmigen als Kümmelkamele und Treiberhändler (oder irgendwie so), eigentlich nichts Außergewöhnliches, sondern AfD, wie sie leibt und lebt, und was ihre Protagonisten seit eh und je unverblümt reinen Herzens absondern, um aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen. Zum Beginn der Fastenzeit aber wollte wohl auch die AfD ein bisschen Genussverzicht üben. Deshalb wurde das verdutzte Enfant terrible Poggenburg vom Bundesvorstand abgemahnt (du-du!), woraufhin er mit dem Füßchen aufgestampft und seine Parteiämter niedergelegt hat. Dies sei, so Vorstandsmitglied Kay Gottschalk, eine „gute und weise“ Entscheidung, die zeige, „dass die AfD erwachsen geworden ist“. Als Erwachsene sollte sie künftig nicht mehr sagen, was sie denkt und im Schilde führt, sonst kommt sie nie auf einen grünen ... pardon: bräunlichen Zweig. Abmahnung und Rücktritt von Poggenburg waren ein guter Anfang, um der Öffentlichkeit Sand in die Augen zu streuen, indem die moralische Verkommenheit der AfD kaschiert und stattdessen Harmlosigkeit und Integrität vorgegaukelt werden.

Die AfD muss sich ihre Schwesterpartei aus der Ostmark zum Vorbild nehmen. Nein, nicht die FPÖ - die PDS, die Partei des real existierenden Pharisäertums. Die hat schon längst das Stadium der Altersweisheit erreicht und erkannt, dass antidemokratische, koalitions-inadäquate Parteien sich irgendwie durchmogeln müssen in diesem pluralistischen Schweinesystem. Von der PDS lernen, heißt lügen lernen. Die sagt eben nicht geradeheraus, dass sie Diktatur und Planwirtschaft anstrebt, sondern sie nennt es augenzwinkernd „demokratischer Sozialismus“. Natürlich gab es auch dort mal ein paar Ausrutscher (in der Auschwitz-Gedenkstunde des Bundestages 2010 blieben einige PDS-Abgeordnete beim Applaus für den israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres sitzen¹; im Entwurf des Europa-Wahlprogramms der PDS 2014 wurde die EU „militaristisch und undemokratisch“ genannt²; im selben Jahr bezeichnete ein brandenburgischer PDS-Landtagsabgeordneter Bundespräsident Gauck als „widerlichen Kriegshetzer“), aber insgesamt hält sich die PDS tadellos: außen hui und innen pfui, hyperkritisch und hypokritisch. Dem muss die AfD nacheifern.

Sie und ich wissen natürlich, dass das Poggenburg-Bashing nur billig inszenierter Schmierentheaterdonner war, so glaubwürdig wie weiland der Rausschmiss von Egon Krenz aus der PDS und deren Weigerung, ihn wieder aufzunehmen. Ein anderer Altvorderer der PDS, dessen Name mir gerade entfallen ist, prägte einst das legendäre Bonmot: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ - und 2 Monate später war sie da. Geben Sie sich einen Ruck und sprechen mir einfach mal nach: „Niemand in der AfD hat die Absicht, Demokratie und Rechtsstaat zu zerstören und sämtliche Einwanderer auf der Flucht zu erschießen.“ Na also, geht doch. Die thüringische PDS rang sich 2014 sogar zu der Äußerung durch, die DDR sei ein Unrechtsstaat gewesen, damit die Steigbügelhalter SPD und Grüne ihre linken Hände in Unschuld wischiwaschen konnten. Das war so glaubwürdig, als würden Sie sagen: „Refugees welcome!“ Kost' nix, tut nicht weh, völlig unverbindlich. Herr Gauland, Sie haben sich mit Ihren Entgleisungen über Aydan Ösoğuz und Jérôme Boateng ebenfalls als rechter Lausbub und Plappermäulchen hervorgetan. Aber damit muss nun Schluss sein, du süßer, kleiner Racker, jetzt beginnt der Ernst des Lebens.

Nur 5 Jahre nach ihrer Gründung 2013 ist die AfD schon erwachsen, sagen wir also mal: faktisch 30. Diesen rapiden Alterungsprozess hochgerechnet, würde die Frühvollendete demnach bereits mit realen 11 Jahren (faktisch 67) in Rente gehen, also 2024. Das sind doch hochgradig erfreuliche Aussichten. Für die AfD. Und überhaupt. Bitte missverstehen Sie dies nicht als Altersdiskriminierung, aber die AfD sollte dann spornstreichs, vollständig und für alle Ewigkeit von der politischen Bühne verschwinden und fortan nur noch ihren Lebensabend genießen. Sie könnte eine Senioren-WG gründen und viele erholsame Reisen unternehmen. Schön lang. Und möglichst weit weg. Anatolien zum Beispiel. Oder die Krim.

Und nehmen Sie die PDS gleich mit. Die wird doch dieses Jahr schon 100.

¹Sitzenbleiber
²Linksexkrementismus

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(22.5.2018)

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