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13.7.2020

Klangfarbe

Black Voices Matter! Was ist das probateste Mittel gegen Rassismus? Genau: Rassentrennung. Das hat auch der Filmbetrieb erkannt, der die „Simpsons“ produziert: Künftig werden nicht-weiße Figuren der Serie ausschließlich von nicht-weißen Schauspielern gesprochen, weil anderenfalls Rass-, pardon: Ressentiments geschürt würden. Schwerpunktmäßig betrifft dies eine braune und eine schwarze männliche Figur, deren weiße Sprecher sich unbeliebt gemacht haben. Liebe Leser, Sie meinen, wie eine Rolle zu spielen ist, wird in erster Linie von Regisseur und Produzent festgelegt?1 Und sollten die beiden Sprecher tatsächlich beratungsresistent gewesen sein, dann werden die nächsten es besser machen? Man dürfe doch nicht sämtliche Weißen über einen Kamm scheren und in Sippenhaft nehmen? Hallo, das darf man nicht nur, das muss man sogar! Alle Weißen sind Rassistenschweine, Ausnahmen gibt 's leider keine, das ist nun mal das herausragende Merkmal dieses degenerierten Abschaums. Wer Rassist ist, bestimmen nicht Sie und ich, sondern die Kaste der moralisch höher stehenden Erleuchteten.

„Amerika, du hast es besser!“ wusste schon Johann Wolfgang Goethe. Was sich im US-Fernsehen abspielt, sind Kinkerlitzchen im Vergleich zu Deutschland. Hier wütet der schiere Faschismus: Bastian Pastewkas indischer Blumenverkäufer („Wolle Rose kaufen?“); Kaya Yanars Putz-Inder Ranjid mit seiner unheiligen Kuh Benytha; unser Göttinger Lieblings-Inder Prashant Jaiswal alias Prashant Prabhakar, der in einer Bier-Werbung noch eins draufsetzte („Wolle Dose kaufen?“), wofür er postwendend vom Stammtisch der politischen korrekten Gutmenschen abgewatscht wurde.

Auf den ersten Blick scheint es in der Serie ohnehin allein nicht-weiße Figuren zu geben, jedenfalls kann ich keine weißen entdecken, aber vermutlich handelt es sich um die einer Ikterus-Pandemie zum Opfer gefallenen. Sie merken schon, ich bin in der Materie nicht sonderlich bewandert: Ich habe noch niemals die „Simpsons“ gesehen. Selbst wenn ich Ferngucker wäre, würde ich es nicht tun, denn ... also, jetzt muss ich doch sicherheitshalber eines vorausschicken: Ich habe natürlich nichts gegen Ausländer, und ich empfinde größten Respekt und Wertschätzung gegenüber fremdartigen Kulturen. Aber dieses dämliche, enervierende, anmacherische amerikanische Humorgesabbel kann ich einfach nicht ausstehen, seien es die „Simpsons“ oder „Die große Bums-Theorie“ oder sonst was, möglichst auch noch mit eingeblendeten Lachern. Überdies finde ich das Aussehen der Simpsons-Figuren höchst abstoßend.

Spaßeshalber malen wir uns aus, für die Neubesetzung der schwarzen Figur bewerben sich Weiße, Braune, Gelbe, Rote, und die Fernsehleute weisen sie ab: „Tut uns leid, wir nehmen Sie nicht - wegen Ihrer Rasse.“ Interessante Vorstellung. Filmreif. Wie aber steht es mit Verbundstoffen? Dürfen Personen, die halb und halb sind, weil lediglich ein Elternteil schwarz, der andere aber weiß, dennoch schwarze Figuren besprechen? Oder gelten sie bereits als rassisch minderwertig? Vielleicht gehen sie gerade so durch, aber auch dann noch, wenn der eine Elternteil nur halbschwarz ist, die Person selbst also nur viertelschwarz? Und wie wird das Schwarzsein belegt? Allein aufgrund des äußeren Eindrucks? Das öffnet weißen Schauspielern Tür und Tor für Lug und Trug: Ein bisschen Schminke, und fertig ist der Neger (m/w/d). Ich erinnere an den Ku-Klux-Klan-Agitpropstreifen „The Birth of a Nation“, worin die meisten Schwarzen von angeschwärzten Weißen dargestellt wurden. Wie wenig auf das Aussehen Verlass und wie schwierig die prozentuale Abgrenzung ist, wird in dem Roman „Knallkopf Wilson“ von Mark Twain verdeutlicht, worin er den ganzen Irrsinn des Rassismus entlarvt: Nachdem die beiden Säuglinge vertauscht wurden, wächst der Sohn der weißen Sklavenhalter-Familie als Sklave auf, der zu 1/32 schwarze Sohn der Sklavin als Sohn der Weißen.

Um nicht-schwarze Schwarzfahrer, pardon: Trittbrettfahrer eindeutig zu selektieren, hilft daher nur eines: konsequentes Racial Profiling und ein genealogischer Schwarzen-Nachweiß, pardon: -weis aufgrund amtlicher Dokumente, zurückreichend bis ins Jahr 1750. Als Leitfaden empfehle ich ein deutsches Gesetzeswerk samt Durchführungsverordnungen, dessen Titel mir im Moment entfallen ist. Lässt sich aber goggeln: „gesetz rasse 1935“.

1„Actors are cattle.“ (Alfred Hitchcock)

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