Linke Träume bekämpfen und vereiteln!
26.10.2007
Boah, wat war dat langweilig! Seit Wochen hatte ich mich auf den 20.10.2007 gefreut: Aufmarsch der Linksfaschisten am Gänseliesel unter dem Motto „Linke Räume erkämpfen und verteidigen!“. Erwartet hatte ich knackige Hasstiraden gegen die Republik, gegen den Westen und überhaupt gegen alles. Und was war? Zu Beginn um 14.00 Uhr war erstmal gar nichts. Nur ein Haufen lahme Gestalten standen herum, die man nicht als geplante Zusammenrottung verdächtigt hätte. Zwar war die „autonome“ Jeunesse noirée wie immer unverkennbar - miesepetrig, schmuddelig, unterschwellig aggressiv -, aber anscheinend ohne jegliche Motivation. Keine Bilder vom Gartenzwerg der linken Spießer (Che Guevara), keine Sprechchöre, die den Rudolf Heß der Linksradikalen (Christian Klar) lobpreisen. Nur ein Spruchband: „Weniger labern, mehr Action!“ Um 14.10 Uhr kam dann ein Lautsprecherwagen, der 20 Minuten lang Musik dudelte. Umso überraschter war man, als um 14.30 Uhr plötzlich eine unsichtbare, wahrscheinlich im Wagen befindliche Frau das Wort ergriff. Na endlich - auf die Barrikaden! Doch nein, eher wähnte man sich bei der Mieterberatung: Die junge Dame plapperte irgendetwas von Studentenwohnungen, die nicht mehr so wie früher, sondern nun irgendwie anders vermietet würden, was wohl eine perfide Attacke auf „linke Räume“ und somit auf die Zukunft der Menschheit sei, kam dann naht- und zusammenhanglos, aber symbiotisch zwanghaft auf die Neo-Nazis zu sprechen, und das war's. Was anderes hätte sie aber auch sagen sollen? „Wir wollen für uns eine rechtsfreie Parallelwelt, aus der heraus wir die diffus gehasste Republik terrorisieren können“? Zu feige, die Wahrheit zu sagen, unfähig zur Camouflage, hatten die Linksfaschisten sich selbst zum Schweigekartell verurteilt. Ohne ein „offizielles“ Phrasendrescher-Event wie den G8-Gipfel waren sie sprach-, konzept- und geradezu ideologielos.
Nach einer kurzen, einseitig von der Lautsprecherin in Feldwebelton geführten Diskussion mit der Polizei über die weitere Marschroute („Wir lassen uns nicht von der Polizei demonstrieren - äh, provozieren!“) setzten sich die Versammelten sodann auf der Weender Straße in Bewegung. Und plötzlich geschah etwas Rätselhaftes: Die Linksfaschisten okkupierten die Straße auf ganzer Breite und begannen, wie wild zu rennen. Was war los? Verfolgten sie jemanden? Wurden sie verfolgt? Weder noch - die Bälger wollten endlich Action. Diese infantile Stampede war ein Aufblitzen dessen, worum es den Linksfaschisten schlichtweg geht: grundlos und ziellos Gewalt auszuüben.
Als der linke Lindwurm schließlich am Horizont verschwand und der Konsumterror wieder von der Weender Straße Besitz ergriff, rief die Genossin vom Agitprop-Referat noch: „Jetzt wollen wir Spaß haben!“ Und ich? Zynikerin!
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(27.10.2007)
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