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15.11.2018

Margaretha

Vielleicht wird mir auch diese Susanna mein Lebtag nicht mehr aus dem Sinn gehen. Die erste hieß literarisch Margarete, genannt Gretchen, „über vierzehn Jahr doch alt“. Ihr reales Urbild war Susanna. Susanna Margaretha Brandt, 25 Jahre, Dienstmagd im Gasthaus „Zum Einhorn“ in Frankfurt am Main. Ein durchreisender Goldschmiedgeselle aus den Niederlanden - na bitte, ein Ausländer! - legt sie flach, wer weiß, was er ihr vorlügt, vielleicht ein sexueller Übergriff, 8 Monate später wird Margaretha aussagen, er habe ihr etwas in den Wein getan. Nach einigen Tagen zieht er weiter, angeblich gen Russland (aha!), auf Nimmerwiedersehen. Margaretha verbirgt die Schwangerschaft. Mutterseelenallein, in der Waschküche, bringt sie das Kind zur Welt, in ihrer Not tötet sie das Neugeborene skrupellos, postnatale Abtreibung aus sozialer Indikation. Die Tat wird entdeckt, Margaretha wird verhaftet, verhört, verurteilt, öffentlich hingerichtet, durch Enthauptung am 14. Januar 1772. Der frischgebackene Advokat Johann Wolfgang Goethe verfolgt den Prozess gegen Margaretha; ein Bruder seiner Mutter ist maßgeblich an dem Verfahren beteiligt.

Endlich hat er also seinen Willen gekriegt, der fesche Andreas Scheuer von der CSU: Alle Welt weiß, dass der jetzige Täter Iraker ist und obendrein ein abgelehnter Asylbewerber. Im Jahr 2016, nachdem in Freiburg eine 19-Jährige von einem afghanischen Flüchtling ermordet worden war, meinte Scheuer von den Medien noch einfordern zu müssen, immer die Herkunft von Tätern zu nennen. Vorliegend ein irakischer Asylant, was zwar auf Tratschebene interessant zu wissen ist, faktisch jedoch nicht die geringste Rolle spielt. In erster Linie handelt es sich um ein Exemplar der Gattung Mensch, die leider eine Fehlkonstruktion ist ‑ falsch programmiert. Das Ergebnis seit Jahrtausenden sind Elend und Unglück, Dummheit, Niedertracht und Gewalt. Und solcher Abschaum wie Susannas Vergewaltiger und Mörder.

Aus gegebenem Anlass ist mal wieder verschärft über eine Verschärfung des Asylrechts diskutiert worden. Wir sollten trotz des allgemeinen emotionalen Aufruhrs aber doch einen klaren Kopf bewahren und nicht vergessen, in diesem Zusammenhang auch das Wetter und die Frage zu problematisieren, wer der nächste Dschungelkönig wird. All dies hat nämlich genauso viel mit dem in Rede stehenden Verbrechen zu tun. Rekrutieren sich Kapitalverbrecher ausschließlich aus Asylanten? Gäbe es ohne diese Spezies keine Morde? Vermerkte der Täter in seinem Asylantrag ordnungsgemäß, ein notorischer Mörder zu sein? Sind alle abgelehnten Asylbewerber potenzielle Mörder, weshalb sie, bevor sie zur Tat schreiten, schnellstmöglich ausgewiesen werden müssen? (Was grundsätzlich natürlich unbedingt erforderlich ist.) Was wäre, wenn demnächst ein Urlauber aus Neuseeland in Deutschland einen Mord begeht? Muss dann über den Tourismus diskutiert werden? Was wäre, wenn Erwin Schulze von Baden-Württemberg nach Mecklenburg-Vorpommern zieht und dort einen Mord begeht? Wird daraufhin die Freizügigkeit zwischen den Bundesländern thematisiert? Was wäre, wenn der heimatverbundene Erwin Schulze in seiner Geburtsstadt, die er noch niemals verlassen hat, einen Mord begeht? Muss aufgrund dessen darüber diskutiert werden, ob es zu verantworten ist, dass jeder Mensch nach eigenem Gutdünken unüberwacht das Haus verlassen darf? (Denn laut Blaise Pascal rührt das ganze Unglück der Menschen allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen.)

Natürlich ballt man reflexhaft die Faust in der Tasche und denkt, diese ganze Mischpoke hätte niemals reingelassen werden dürfen und gehört endlich rausgeschmissen. Dann würden die bejammernswerten jungen Frauen noch leben. Die Opfer aller übrigen Tötungsdelikte (731 in Deutschland 2017) jedoch nicht. Um deren Tod zu verhindern, hätten die Täter, die größtenteils in Deutschland zur Welt gekommene Kinder alteingesessener deutscher Eltern sind, gar nicht erst geboren werden dürfen. Damit Deutschland mordfreie Zone wird, müssten höchst vorsorglich eben mal sämtliche 82 Mio. abgeschoben werden.

Margarethas Schwester gab zu Polizeiprotokoll: „Sie war die Erste nicht und auch die Letzte nicht.“

Mehr gibt es leider nicht zu sagen über die Gattung Mensch.

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