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Neudeutschenland über alles!

22.02.2015

An die SprecherInnen und SprecherInneninnen des
Bundeskongresses der „Neuen Deutschen Organisationen“
am 6. und 7. Februar 2015 in Berlin

Welch historischer Augenblick, dass ich das noch erleben darf auf meine alten Tage, ein Traum wird wahr - Wahnsinn! Nach 70 Jahren ist es endlich wieder möglich und zulässig, sich vorbehaltlos zum wahren Deutschtum zu bekennen. Mit Ihrem Kongress und der anschließenden Pressekonferenz haben Sie hierfür ein unübersehbares Zeichen gesetzt und das Tor aufgestoßen, durch das Sie Deutschland zu neuer Größe führen werden.

Es ist tröstlich und ermutigend, dass nach der langen Phase linker Gleichmacherei, vor der inzwischen auch die Konservativen zu Kreuze kriechen, das Eliteprinzip wieder fröhliche Urständ feiert. Dies hat die Bundesintrigationsbeauftragte Aydan Özoğuz prägnant und unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, indem sie die Neudeutschen zum „deutschen Volk des 21. Jahrhunderts“ ausrief. Nicht, dass ich mich bei Ihnen einschleimen will, aber ich stehe nicht an, Folgendes zu prophezeien: Wie die Engländer in Großbritannien, so werden die Neudeutschen künftig das Herrenvolk Deutschlands sein. Die Altdeutschen werden abgeschottet und plattgewalst und sollen dankbar sein, wenn ihnen das vorläufige Bleiberecht eingeräumt wird. Selbst dran schuld - wer zu spät kommt ... Wenn die Altdeutschen Chancengleichheit wollen, dann müssen sie sich endlich in die Einwanderergesellschaft integrieren. Auch die Beherrschung der Landessprache ist von fundamentaler Bedeutung: Nachdem schon seit Jahrzehnten Denglisch eine unschätzbare Bereicherung des deutschen Wortschatzes darstellt, sollte im nächsten Schritt ein für alle Altdeutschen verbindliches Neudeutschsprech eingeführt werden: Dürkisch.

Während des Kongresses wurde das Problem offenkundig, eine griffige Gattungsbezeichnung für die Altdeutschen zu finden. „Biodeutsche“ klingt wie Öko-Landkommune; bei „Herkunftsdeutsche“ denkt man an Banater Schwaben u. dgl. Sagen Sie stattdessen doch einfach: die Eingeborenen. Oder kurz und herzlich: Bimbos. Umgekehrt haben die Neudeutschen den legitimen Anspruch auf eine besonders ehrerbietige Anrede seitens der Altdeutschen, z. B. Euer Hochwohlgeboren oder - auf vertrauterem Fuße - Bwana. Apropos Nomenklatur: „NDO - Neue Deutsche Organisationen“ geht gar nicht. Das klingt ja wie eine Neonazi-Terrorzelle. Ich schlage stattdessen vor: Pamigsa - Patriarchalische Migrarier gegen die Salamisierung des Abendbrotes.

Sie müssen unbedingt festlegen, wer eigentlich als Neudeutscher gilt: Ausschließlich solche Personen, deren beide Elternteile Einwanderer sind bzw. von solchen abstammen, oder auch solche, bei denen nur ein Elternteil Einwanderer(nachkomme) ist, der andere aber ein popliger Altdeutscher? Wodurch wird der Nachweis der Abstammung erbracht, um zu verhindern, dass unberechtigte Trittbrettfahrer sich anhängen? Ein wohlklingender Name wie aus Tausendundeine Nacht wäre als Legitimation allein zu unsicher. Bis zu welcher Generation muss die artreine Abstammung nachgewiesen werden, um zum erlauchten Kreis der vollwertigen Neudeutschen zu gehören? Nur bis zu den Großeltern halte ich für zu kurz gegriffen, gar eine Form von Altersdiskriminierung. Ich, der ich nur ein unbedeutender Kleinbürger wie du und ich bin, möchte nämlich auch mal die Gelegenheit beim Schopfe packen, um was vom großen Kuchen abzukriegen, indem ich mich künstlich wichtig mache, mir ungerechtfertigte Privilegien erschleiche und nach Macht aus schierem Eigennutz greife. Meine Vorfahren mütterlicherseits waren Asylanten: Hugenotten, das ist zwar schon 300 Jahre her, was aber kein Ausschlusskriterium sein darf. Um 1700 waren ein Drittel der Berliner Bevölkerung hugenottische Réfugiés - das müssen die Türken erst mal nachmachen. Meine Mutter hatte noch einen französischen Geburtsnamen: Logé. Väterlicherseits ist zwar familienhistorisch nichts überliefert, aber laut dem Nachnamen-Duden kommt der Name Klabunde aus Litauen. Auf jeden Fall ist es kein deutscher Name, denn er wird auf der zweiten Silbe betont, wohingegen deutsche Namen auf der ersten Silbe betont werden. Isch hab also escht voll krass Migrationshintergrund, guckst du! Daher erlaube ich mir, mich uneingeschränkt zum Kreis der Neudeutschen zu zählen, und lege größten Wert darauf, als Franko-Litua-Deutscher bezeichnet zu werden.

Was gedenken Sie zu tun, um der Gefahr zu begegnen, dass sich im Laufe kommender Generationen - statistisch unvermeidlich - weitere Altdeutsche als Samen- und Eispender und -innen einmischen und dadurch der genetische Einwanderer-Anteil zunehmend ausgedünnt wird? Hier müssen höchst vorsorglich Ehe- und Blutschandeverbote erlassen werden, um einer drohenden Durchrassung des neudeutschen Volkskörpers vorzubeugen. Dies sollte in einschlägigen Gesetzen samt Durchführungsverordnungen geregelt werden. Da trifft es sich gut, dass das nächste Treffen Ihrer Bewegung in Nürnberg stattfindet - passend zum Jubiläumsjahr. Principiis obsta: Zum Beispiel Tahir Della (m) von der „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland - ISD“ erscheint mir mit seiner vornehmen Blässe nicht ganz koscher. Oder ist „schwarz“ weniger eine Frage des Aussehens als vielmehr der Geisteshaltung, quasi das Gegenstück zu „innerlich blond“? Vielleicht ist die ISD aber in Wahrheit nur eine Tarnorganisation der CDU/CSU. Doch immerhin ist er gebürtiger Bayer und somit ein waschechter Ausländer, der nicht richtig deutsch sprechen kann. Herr Della, lassen Sie mich Ihnen einen wohlgemeinten Rat geben: Wenn Sie wieder mal gefragt werden, woher Sie „wirklich“ kommen, dann antworten Sie auf keinen Fall „aus München“, denn das würde Ihnen nur neuerlich Häme, Spott und Diskriminierung seitens der Saupreißn eintragen. Sagen Sie stattdessen „von zu Hause“ oder „aus meiner Mutter Schoß“.

Die Frage, wer als Neudeutscher gilt, beschäftigt mich insbesondere mit Blick auf familiäre und freundschaftliche Beziehungen: Gilt meine Stieftochter, deren leiblicher Vater Brite ist, als Neudeutsche? Und wenn ja: auch noch, nachdem ich sie adoptiert haben werde? Gelten ihre Kusine, deren Vater Niederländer ist; ihre beste Freundin, deren Vater ein Schwarzer aus der Dominikanischen Republik ist; meine Nichte und Neffen, deren Vater Grieche war, die aber allesamt dummerweise nur altdeutsche Mütter haben, ebenfalls als Neudeutsche? Muss überdies hinsichtlich der Herkunftsländer ein Ranking vorgenommen werden? DomRepper haben zweifellos eine Spitzenposition, aber Griechen sind vielleicht schon grenzwertig, denn EU ist doch total uncool. Und erst recht dürften Briten und Niederländer unerwünscht sein, weil viel zu unexotisch - da wenden Ihre Hilfstruppen vom Stammtisch der politisch korrekten Gutmenschen sich doch naserümpfend ab.

Überhaupt fällt auf, dass die Klassiker Italiener, Spanier, Portugiesen, Griechen, Kroaten irgendwie nicht so richtig auf dem Kongress vertreten waren (stattdessen aber "People of Color" - sind das Anstreicher?). Kommt nicht von ungefähr, denn - unter uns Imamtöchtern - das sind doch von Wohlstand, Rentenversicherung und jahrzehntelanger Integration korrumpierte, assimilationsgefährdete Weicheier ohne Klassenbewusstsein. Nicht, dass Sie mich für populistisch halten, aber ich muss es mal ganz klar sagen: Diese Europäer sind doch kaum besser als die Altdeutschen-Mischpoke. Aber zumindest können Sie sie als Zählmasse benutzen.

Das Vorhaben, Ihrer Klientel besondere Rechte zuzuschustern, steht in glorreicher Tradition: Das Gleiche betrieben auch die europäischen Einwanderer in Nord- und Südamerika, in Afrika und in Indien, die den dortigen Einheimischen ein neues Selbstverständnis vermittelten und eine nachhaltige Einwandererquote einführten. Es reicht nicht aus, wenn allenthalben nur wohlfeil rumgemerkelt wird, dass Deutschland ein Einwandererland ist und zum Islam gehört. Da haben Sie völlig recht, härtere Maßnahmen einzufordern. Dass Behörden, staatliche Unternehmen (was sind staatliche Unternehmen und warum nur staatliche?) usw. größtenteils von Altdeutschen okkupiert sind, ist fein beobachtet. Dies ist aber nur ein Symptom. Das eigentliche Krebsgeschwür sitzt viel tiefer. Jetzt muss ich Sie dringendst um absolute Diskretion bitten, denn wenn ruchbar wird, dass ich Ihnen die folgenden Informationen, die mir undercover zugespielt wurden, offenlege, bin ich geliefert, dann kann ich mich gleich nach Hongkong oder sonst wohin absetzen. Die Altdeutschen wollen dieses hochexplosive Datenmaterial natürlich mit allen Mitteln vertuschen, damit die Einwanderer in Unkenntnis und Abhängigkeit verharren. Halten Sie sich fest: 80 % der Bevölkerung Deutschlands haben keinen (!!!) Migrationshintergrund! Wenn man sich diese schockierende Tatsache in ihrer ganzen dramatischen Tragweite vor Augen führt, wundert einen gar nichts mehr. Deshalb müssen Sie ganz andere Wege beschreiten: Die umfassende Durchdringung der Gesellschaft mittels Infiltrierung von Rundfunkräten und Wohlfahrtsverbänden mag ja fürs Erste ganz nett sein, aber langfristig muss die Altdeutschenfrage einer endgültigen Lösung zugeführt werden.

Sehr weitsichtig ist auch Ihr Plan, künftig die Parlamente angemessen zu unterwandern. Aber Quote allein reicht nicht. Sie müssen zudem die NDP gründen - die Neudeutschenpartei, für die natürlich die 5%-Regel nicht gilt. Zur Abrundung sollten Sie das Dreiklassenwahlrecht einführen: ein Drittel für die selbsternannte Einwanderer-Oberschicht, ein Drittel für die Einwanderer-Klassiker, ein Drittel für die Altdeutschen. Dabei darf es jedoch nicht sein Bewenden haben, sondern als nächsten Schritt müssen Sie Regierungsbeteiligungen anstreben. Ich empfehle Ihnen, sich zu diesem Behufe kompetenten Rat von der Fraktion der dänischen Minderheit im schleswig-holsteinischen Landtag einzuholen.

„Deutsch sein ist mehr, als deutsche Vorfahren zu haben“, postuliert Ferda Ataman (w) vom Verein „Neue Deutsche Medienmacher“. Jawoll, deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun, und wenn der Deutsche nicht schießt, dann hockt er auf Kongressen herum und schreibt Resolutionen. Oder Satiren.

So bleibt mir nur noch, Ihnen aufmunternd zuzurufen: „Neudeutschenland, erwache!“ Aber wovon träumen Sie des Nachts?

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(09.03.2015)

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