www.dietrich-klabunde.de
Startseite > Sonstiges > Vernarrt

Druckfassung (PDF)

24.4.2019

Vernarrt

Das ist nicht witzig! Dr. Felix Klein muss endlich hart durchgreifen, denn die antisemitischen Umtriebe der Rechtsradikalen werden immer unerträglicher. Neueste Perfidie: Die sogar von Qualitätsmedien gutgläubig verbreitete Fake News, in Köln habe sich ein jüdischer Karnevalsverein gegründet, und zwar anknüpfend an die Tradition eines seit den Zwanzigerjahren bis 1933 gewesenen Vereins. Dies stammt sicherlich aus derselben Giftküche wie das Gerücht, der Anti-Antisemitismus-Beauftragte habe behauptet, primitive, atavistische, aus vorrationaler Zeit überkommene Rituale wie Beschneidung und Schächten seien unabdingbare Voraussetzung für jüdisches Leben und daher integraler Bestandteil der deutschen Kultur, will wohl sagen, dass ich sie kritiklos hinzunehmen, mich gar damit zu identifizieren habe. Im Sommer 2015 wurde gar die verleumderische Behauptung in Umlauf gesetzt, in Berlin habe eine ausschließlich jüdische Sportveranstaltung stattgefunden

Welch Unverfrorenheit, heutigen modernen Menschen zu unterstellen, sie würden sich an den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts orientieren - Babylon Köln. Damit entlarven sich die ewiggestrigen Gerüchteköche, die mit glänzenden Augen davon träumen, welch epochale Bewegung in den Zwanzigerjahren ihren Anfang vom Ende nahm. Damals hieß es zwar, Satire dürfe alles, aber hierdurch können sich die Diffamierer nicht herausreden - alles hat seine Grenzen. Die Urheber dieser Verunglimpfungskampagne beweisen immerhin einen gewissen Sinn für schwarzen Humor, indem sie behaupten, die Juden-Jecken nennten sich „Kölsche Kippa Köpp“ - KKK. Die Medien - fein mitgedacht - fallen natürlich voll darauf herein und geben düster raunend zu bedenken, ob dies nicht nach dem antisemitischen Ku-Klux-Klan klinge. Bei genauer Betrachtung gibt es aber durchaus Gemeinsamkeiten mit Karnevalsvereinen: Auch der Ku-Klux-Klan kostümiert und maskiert sich und veranstaltet, von Gleichgesinnten bejubelte, Umzüge. Ich höre schon böse Zungen hämisch fragen: Gibt es im KKK eine Gojim-Fraktion? Um auch nur den geringsten Anschein von Diskriminierung auszuräumen, sollte der Verein sich einen anderen Käfig voller Narren zum Vorbild nehmen: In der AfD gibt es einen jüdischen Flügel. Und apropos Kippa (eine Art Stringtanga für orthodoxe Männerköppe): Für Ischen verboten?

Unabhängig davon, wie offenkundig unglaubwürdig die angebliche KKK-Gründung ist - die Idee als solche hat was: Vielleicht gibt es demnächst auch evangelische, islamische (Kölsche Kopftuch Köppinnen) und buddhistische Karnevalsvereine, hugenottische, polnischstämmige und ostpreußische und solche für Heterosexuelle und Homosexuelle*_Innen. Das ist Pluralismus und daher unbedingt wünschenswert in einer offenen Gesellschaft.

Sollte die Behauptung, es gebe die „Kölschen Kippa Köpp“, jedoch unglaublicherweise kein schlechter Jux sein, muss man wohl - leicht abgewandelt - Ephraim Kishon zu Rate ziehen, um die Sinnhaftigkeit dieses Vereins zu verstehen: „Gibt es einen typisch jüdischen Humor? Und wenn ja, warum nicht?“ Jedenfalls habe ich mir schon mal Grundkenntnisse in Jiddisch angeeignet: Kippa alaaf! D'r Zoch kütt!

------------------------------------------------------------------------------------
Weitergabe, Veröffentlichung jeglicher Art und Verlinkung dieses Textes sind mit Autoren- und Quellenangabe ausdrücklich erwünscht!

Startseite > Sonstiges > Vernarrt

(24.4.2019)

Impressum
Datenschutzerklärung