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15.1.2019

Vervolkungswahn

Ça ira, les aristocrates à la laterne! Im Vergleich dazu, wie die AfD derzeit ihre Entnazifizierung betreibt, waren die Stalin'schen Säuberungswellen ein Pfingstausflug mit Kaffekränzchen - und sogar der Hochadel kommt nicht ungeschoren davon: Doris von Sayn-Wittgenstein, ehemals AfD-Vorsitzende in Schleswig-Holstein, ist aufgeknüpft worden, weil sie mit dem rechtsradikalen „Verein Gedächtnisstätte“ kungelte (tja, Pech, hätte sie besser mit der Kommunistischen Plattform der PDS angebandelt). Immerhin erfahren wir Uneingeweihten auf diese Weise, was es alles für dub- und kuriose Grüppchen gibt, die man sonst nicht kennt, weil sie dankenswerterweise unter sich in ihren Löchern bleiben. Die Fraktions- und Parteiausschluss-Guillotine steht nicht mehr still, die Schwach-Köpfe rollen in einem fort: So hat die AfD ihren kompletten niedersächsischen Jugendverband aufgelöst, weil er „erhebliche und vorsätzliche Verstöße“ gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung begangen habe; 150 hoffnungsvolle junge Mitglieder sind ausgeschlossen worden. Das herzzerreißendste Schicksal hat Jessica Bießmann ereilt, AfD-Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, von der Fotos bekannt wurden, auf denen sie sich (... und ewig lockt das Weib) lasziv herumräkelte - im Hintergrund mehrere Flaschen Wein mit Hitler-Bildern als Etikett. Ein Prosit der Gemütlichkeit hat es daraufhin nicht gegeben, sondern einen abrupten Filmriss in ihrer politischen Karriere: Wein, Weib - und Abgesang.

In der deutschen Geschichte war der Nationalsozialismus zwar nur ein Vogel-Faschiss, aber die eigenen Neonazis sind den AfD-Oberen eine stinkende Jauchegrube inmitten ihrer biederen Saubermann-Partei. Da wird kein Pardon gegeben, jetzt wird Tabula rasa gemacht: In einem internen Gutachten der AfD wird dieser geraten, Begriffe wie „Überfremdung“ und „Umvolkung“ nicht zu verwenden. Volkorrekt, ey! Nicht viel drüber reden, sondern einfach tun. Die AfD ist ja schon überaus ervolkreich: Sie überfremdet Deutschland mit ihrer nationalistisch-völkischen Ideologie und betreibt Umvolkung: Große Teile des Volkes sind bereits umgedreht und hängen ihr Mäntelchen in den Wind der AfD - ein regelrechter Volkssturm. Obwohl die Partei volkommen harmlos zu sein vorgibt und die Lauterkeit schon Namen trägt (AfD = Antifaschisten für Deutschland), haben sich die Verfassungsschutzämter gegen sie verschworen. Da ist die AfD echt gekniffen, denn ihr stehen keine mächtigen Helfershelfer zur Seite wie der PDS - weit und breit kein Breirebü in Sicht. Die erste Amtshandlung der SPD-Grünen-Koalition 2013 in Niedersachsen bestand darin, die Beobachtung der PDS durch den Landes-Verfassungsschutz einzustellen¹. Sogar in Thüringen schert sich der Verfassungsschutz keinen Deut um die PDS, obwohl es besonders dringend nottut, denn dort ist die multipel umbenannte SED gar zur führenden Regierungspartei aufgestiegen (mit Hilfe ihrer Helfershelfer). Dergleichen wird der AfD nicht vergönnt sein.

Volklich bleiben die weiteren Aussichten für die AfD heiter bis volkig. Doch sie lässt sich nicht entmutigen und unterkriegen: Um ihren heroischen Einsatz für die freiheitlich-demokratische Grundordnung öffentlichkeitswirksam herauszustreichen, wird die Partei sich demnächt einen neuen Namen zulegen: AFDGO.

¹Verfassungsschutzlos

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