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11.7.2020

Wessifalenschwemme

Liebe Lesende,

Viktor Orbán hat doch recht: Grenzen zu, das Boot ist voll - Westfalen raus aus Deutschland! „Vor dem Hintergrund, dass andere Ferienländer wie Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern als Urlaubsregionen für Menschen aus diesen Kreisen nicht mehr in Betracht kommen, wäre ein Ausweichen auf Niedersachsen zu befürchten gewesen“, warnt eine Presseinformation des Niedersächsischen Sozialministeriums vom 24. Juni. Jawoll, mit solchen Kreisen verkehren wir nicht! Deshalb untersagt die Corona-Verordnung Betreiberinnen und Betreibern von Asylantenunterkünften, pardon: Hotels, Personen aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf aufzunehmen, weil dort der Schwellenwert von 50 Fällen pro 100.000 EinwohnerInnen überschritten wurde. Doch reicht das? Natürlich nicht. Was ist mit den Westfalen, die von gewissenlosen Kollaborateuren (Verwandte, Freunde, Geschäftspartner) privat untergebracht werden, gar Kirchenasyl? Was ist mit denjenigen, die als harmlos scheinende Tagestouris eindringen, um ihre Viruslast zu reproduzieren? Da müssen die Verordnunggebenden kräftig nachbessern: totales Einreiseverbot für alle Gütersloher und Warendorfer. Äußerstenfalls ein Transitabkommen ist denkbar. Doch stattdessen rudert das Sozialministerium nur einen Tag später zurück und gewährt ein Bleiberecht für Gütersdorfer, die vor dem 11. Juni einreisten: „Vermieterinnen und Vermieter von Ferienbetten dürfen diese Urlaubenden weiterhin beherbergen.“ Ein Leichtes, das zu deichseln: Die durchseuchten Westfalen, diese fleichfressende, steinhägersaufende Ethnie, sind dermaßen abgefeimt und mit allen Wassern gewaschen, die versuchen überall, sich einzuschleichen und breitzumachen. Doch es rumort im Volke: #BLM ist Schnee von gestern, jetzt heißt das Gebot der Stunde: #PNGWG - Patriotische Niedersachsen gegen die Westfalisierung Germaniens. Die Bundesregierung muss unverzüglich einen neuen Projektauftrag an Telekom und SAP vergeben: die Pumpernickel-Warn-App.

Sicherlich ist Ihnen das Wort „Urlaubende“ ins Auge gesprungen, abgeleitet von dem - na ja - sehr ungebräuchlichen Verb „urlauben“, das laut Duden - na ja - Umgangssprache ist. Sie meinen, gestern standen wir kulturell noch am Rande des Abgrunds, heute sind wir schon einen großen Schritt weiter? „Urlaubende“ sei der letztgültige Beweis, dass Corona auch eine Gehirnkrankheit ist? Haha, witzig! Nein, völlig falsch: „Urlaubende“ ist vielmehr das neueste Hochlicht des real existierenden Genderismus.

So ist es folgerichtig, dass nicht nur die Westfalen, sondern auch eine weitere gesellschaftliche Randgruppe Corona-bedingt von sich Reden macht: die Frauen. Und wieder ist das Niedersächsische Sozialministerium am Puls der Zeit: „Die Gleichstellungs- und Frauenministerinnen und -minister sowie -senatorinnen und -senatoren der Länder“ -hallo, nicht schlappmachen, der Satz geht noch weiter -„haben mit ihrer heutigen Entschließung dazu aufgerufen, die Corona-Krise als Chance für mehr Geschlechtergerechtigkeit zu nutzen“, heißt es in einer zweiten Presseinformation vom 25. Juni. Sie meinen, angesichts von Kurzarbeit, Entlassungen, Betriebspleiten und bislang 9000 Toten sei dieser Satz an Zynismus und Menschenverachtung nicht zu überbieten? Schon wieder falsch, ganz im Gegenteil: Süß und ehrenvoll ist es, für Ideologien zu sterben. Wenn eine neue, nachhaltige Menschheitsepoche anbricht, muss auch mal über Leichen gegangen werden, da lassen sich in gewissem Umfang Kollateralschäden nicht vermeiden, siehe z. B. die Christianisierung, die Reformation, die Französische Revolution.

Politik ist in erster Linie eine Frage der Sprachregelung. Daher lege ich größten Wert darauf, dass sämtliche Optimierungspotenziale genutzt werden: Es heißt nicht „Betreiberinnen und Betreiber“, sondern „Betreibende“, nicht „EinwohnerInnen“, sondern „Einwohnende“; nicht „Vermieterinnen und Vermieter“, sondern „Vermietende“.

Und nicht „Dummschwätzerinnen und Dummschwätzer“, sondern „Dummschwätzende“.

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(12.7.2020)

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