7.9.2017
Heils teils
Schluss mit der luxuriösen Anspruchshaltung! Die fetten Jahre sind vorüber, wir alle müssen den Gürtel enger schnallen und uns mit weniger bescheiden. Minimalismus liegt voll im Trend, gering macht glücklich!
Ein leuchtendes Vorbild ist die SPD, die schon lange nicht mehr und niemals wieder brauchbare Wahlergebnisse zustande bringt. Macht nichts - Opposition oder kleiner Koalitionspartner ist doch auch ganz schön. Oder Martin Schulz: Vor 9 Monaten hatte er noch einen Top-Job als Präsident des EU-Parlaments, jetzt hat er nur noch eine befristete Anstellung bei der SPD als ... na, als Dingsbums, nicht sagen, ich hab's gleich ... Kanzlerkandidat, und ab 24. September abends wird er gar nichts mehr haben - egal, Hauptsache gesund. Und gerecht. Beispielhaft ist auch die PDS, die in Westdeutschland praktisch eine Nullnummer ist, aber dennoch unverdrossen den Sozialismus verwirklichen wollen werden wird.
Auch Hubertus Heil, Generalsekretär der o. g. SPD, ist genügsam und gibt sich mit kargen Brosamen zufrieden. Testfrage: Wie viel Prozent der Mitglieder einer Partei müssen demokratisch gesinnt sein, damit es verantwortbar ist, diese Partei an der Bundesregierung zu beteiligen? Sie meinen 100 %, alles darunter wäre sträflich und unzumutbar? Schon falsch! Sie sind - mit Verlaub - noch total von gestern und in der „Alles-haben-wollen“-Mentalität befangen. Nein, es ist völlig ausreichend, wenn nur einige Parteimitglieder irgendwie so ein bisschen demokratisch sind. Folgert unausgesprochen Askese-Guru Heil, indem er feststellt, „große Teile“ der PDS seien „überzeugte Demokraten“ - wohlgemerkt nicht einmal die deutliche Mehrheit. Das aber reicht ihm offensichtlich als Rechtfertigung dafür, mit der PDS zu kungeln und zu koalieren. Die Heil-Kunde erinnert an die legendäre Äußerung Gregor Gysis im Jahr 2005, womit er die Harmlosigkeit und Demokratiebereitschaft der PDS beweisen wollte: 20 % der PDS-Mitglieder seien nicht ehemalige SED-Mitglieder.
Allmählich bekommen die vergeblichen Heil-Versuche, die Arroganz und Machtgier der SPD hinter flotten Sprüchen zu verbergen und damit die Öffentlichkeit für dumm zu verkaufen¹, etwas durchaus Abstoßendes. Abgestoßen müsste aber auch die PDS sein und Herrn Heil an die Gurgel springen, denn es ist doch geradezu Verleumdung und üble Nachrede, zu behaupten, nicht sämtliche, sondern nur ein Teil der PDS-Mitglieder seien Demokraten. Doch die PDS schweigt still - warum wohl?
Ganz Deutschland ist eine Heil-Anstalt, und die SPD ist die Zentrale - aber auch die Speerspitze des Fortschritts, weshalb ernsthaft erwogen werden sollte, das Heil-Verfahren auf weitere gesellschaftliche und politische Bereiche auszudehnen: So genügt es, wenn lediglich große Teile
der Kfz.-Mechatroniker Bremsen und Räder fachgerecht montieren können.
der Lokomotivführer Lokomotiven und lediglich große Teile der Flugzeugpiloten Flugzeuge steuern können.
der Ärzte korrekt Diagnosen stellen sowie Behandlungen und Operationen durchführen können.
der weiblichen Menschheit auf große Teile stehen.
der Elektriker fachgerecht Stromanlagen installieren können, sodass keine Kabelbrände entstehen. Sollte es doch einmal versehentlich dazu kommen, kein Problem: Es genügt, wenn lediglich große Teile der Feuerwehrleute Großbrände löschen können.
der Eier nicht vergiftet und des Fleischs nicht vergammelt sind.
der Ukraine nicht von Russland annektiert sind.
der Kondome dicht halten.
Das All-Heil-Mittel ist übrigens nicht gar so neu. Es beruht offensichtlich auf einem alten kulinarischen Patentrezept: Bratwurst besteht zu 70 % aus Fett. Müssen gesundheitsbewusste Menschen deshalb darauf verzichten? Keineswegs, sondern man isst einfach nur ein knappes Drittel der Wurst - die sorgenfreie, fettlose Ernährung.
Alles hat einmal ein Ende, aber die Wurst hat zwei. Stimmt nicht: Das arme Würstchen SPD hat nur eines - am Abend des 24. September. Auch ein Heil-Erfolg.
¹Siehe auch:
Inkompetenzteam
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(19.9.2017)
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