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Linker Stürmer

22.06.2014

Promi-Toto: Vor der WM-Partie Deutschland - Portugal gab es eine Umfrage unter Sportlern, Schauspielern, Schlagersängern und Politikern - mittendrin, wie selbstverständlich, Linksparteigenosse Gregor Gysi. So wird die PDS gesellschafts- und ab 2017 vielleicht gar hoffähig gemacht: Die tun doch nichts, die wollen doch nur Fußball spielen. Ein weiterer, frappierender Beleg dafür, wie oberflächlich und verantwortungslos viele Medien sind - und wie inkompetent: Gysi ist offiziell nicht Vorsitzender der PDS. Keiner der Tor-Auguren orakelte übrigens richtig, sogar Immerallesbesserwisser Gysi nicht (Sportergebnisse lassen sich eben nicht so einfach vorhersagen wie Wahlergebnisse im SED-Staat): Sein Tipp 2:1 war wohl eher Wunschtraum und Trauma seit der Bundestagswahl, als er die PDS zur drittstärksten politischen Kraft ausrief (in der Bezirksliga Ost sogar Platz 2), was aber nichts nützte, da die in der Bundesliga Erst- und Zweitplatzierten sich zusammenrauften. Die fundamentale Fehleinschätzung von Spielverläufen hat Tradition in dieser sog. Partei: Die SED hätte es niemals für möglich gehalten, dass ihr nach den seit September 1989 immer wieder montags stattgefundenen Vorrundenspielen am 9. November im Endspiel die blutrote Karte gezeigt und sie durch einen grandiosen Freiheitsstoß vom Platz gefegt würde (leider nicht für immer). So wurden die Ostdeutschen Weltmeister im Diktatorenstürzen.

Apropos: Was haben PDS und FIFA gemeinsam? Alle, die nicht selbst in diesem Morast stecken, lehnen sie ab, doch alle lassen sie gewähren. Struktur und Vorgehen der FIFA spiegeln in milderer Form die althergebrachten Staatsziele der umbenannten SED: autokratisch, von freiem Markt kann keine Rede sein, und wer nicht spurt, kriegt 90 Tage Berufsverbot.

Kleines, dickes Gysi hält sich für den Ronaldo der Weltrevolution, ist aber nur ein Alteherren-Schlappekicker, der im verblassten Ruhm längst vergangener Zeiten schwelgt und niemals begreifen wird, dass seit fast 25 Jahren ganz andere Spielregeln gelten. Dessen ungeachtet stürmt die PDS weiterhin verbissen gegen Demokratie, Rechtsstaat und Marktwirtschaft an, und zwar in altbewährter Formation: Linksaußen holzt die ideologiegedopte Sahra Wagenknecht. Gysi selbst spielt auf einer Position, die es in keiner anderen Mannschaft gibt: der Foul-Abwiegler. So oft die PDS mal wieder unter die Gürtellinie getreten hat, erklärt Gysi dem erstaunten Publikum, dass das alles gar nicht so gemeint sei. Der Rest der Mannschaft ist wie eh und je austauschbare zweite Garnitur, die kein Mensch kennt, angefangen bei den Kapitänen Katja Kipping und Bernd Riexinger.

Ach ja, wenn doch die politische Wirklichkeit in Deutschland so wäre wie das Portugal-Spiel: Sämtliche Angriffe der Roten prallten an der deutschen Verteidigung ab - wie 2008 in der Hessenliga. Würden alle demokratischen Kräfte gemeinsam die PDS bekämpfen, wäre das Ergebnis 4:0. Und die PDS für immer im Abseits.

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Zum Thema Fußball siehe auch:
Ein Ball für Zweiundzwanzig
Nachspiel oder: Am Golde hängt, zum Golde drängt ...
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(22.06.2014)

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