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29.11.2018

Der Stern des Anstoßes

Lela rennt - beim Rat gegen die Wand. So ist eine Sternstunde der deutschen Sprache verpatzt worden: Der Rat für deutsche Rechtschreibung drückte sich im November um eine Entscheidung zur geschlechtergerechten Schreibung, d. h. zum Genderstern. Stattdessen nuschelte er was daher, er wolle nicht „durch vorzeitige Empfehlungen und Festlegungen“ Einfluss nehmen, sondern weiterhin „Analysen zum Schreibgebrauch“ vornehmen - also wischiwaschi-windelweich vertagt bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Weshalb? Weil es der Rat für deutsche Rechtschreibung ist - der Rat! Die Frauenquote in diesem hochmögenden Gremium beträgt zwar 39,02 %. Dominiert wird es aber ganz offensichtlich von frauenfeindlichen Chauvi-Macho-Betonköpfen. Die Konsequenz: Es muss auch eine Rätin für deutsche Rechtschreibung gegründet werden. Aber was ist mit dem dritten Geschlecht? Ja gut, ich weiß, das dritte Geschlecht ist nur so ein abgedroschener Jux wie der Schnack, dass Bielefeld nicht existiert, haha, witzig. Irgendwelche skrupellosen Fake-News-Absonderer (wahrscheinlich in Russland) setzten sogar das Gerücht in die Welt, das Bundesverfassungsgericht habe im Oktober die Existenz des heimlichen Geschlechts der dritten Art offiziell bestätigt. Diese Unterstellung geht denn doch zu weit! Als würde sich unser honoriges BVerfG mit solch eitlen Partikularinteressen abgeben. Es ist doch mit muslimischen Kopftüchern¹ vollauf ausgelastet. Aber spaßeshalber angenommen, das dritte Geschlecht wäre ernst gemeint: Dann muss auch das Rat neu erfunden werden.

Angefacht wurde das Stürmlein im Wassergläschen von Lela Lähnemann, Fachbereich Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen². Vielen Dank für das schallende Gelächter, aber das stammt leider nicht von mir - Mitarbeiterin und Abteilung heißen tatsächlich so. Sie gehören zur Berliner Senatsverwaltung. Der Senat wird vom Trio infernale der deutschen Politik gebildet: rot-blutrot-grün. Das erklärt natürlich alles, passt wie ... na, ich sag's besser nicht. Doch welch Abgrund an Diskriminierung tut sich hier auf: Es ist von trans- und intergeschlechtlichen Menschen die Rede, aber von Lesben, Schwulen, Bisexuellen. Das klingt ja genauso abfällig, geringschätzig und ausgrenzend wie „Behinderte“ statt „behinderte Menschen“. Sind Leute vom andern Ufer etwa keine Menschen? Dagegen mag eingewendet werden, der Oberbegriff „Mensch“ sei entbehrlich, weil Lesbierinnen ausschließlich Frauen sind und Schwuletten ausschließlich Männer. Ich höre wohl nicht recht! Welch reaktionäres Rollenverständnis wird denn da offenbar? Mit Sicherheit gibt es heutzutage auch schwule Frauen und lesbische Männer - zumindest in Berlin. Und schwule Lesbier und lesbische Schwulinnen. Wo bleiben die Bisexuellen? Will die selbsternannte Regenbogenhauptstadt sie alle im Regen stehen lassen? Die Bezeichnung „Bisexuelle“ ist im Übrigen völlig inakzeptabel, beruht sie doch allein auf dem konventionellen Frau-Mann-Schema. Sollen die Personen*innen, die auch das dritte Geschlecht vögeln möchten, etwa außen vor bleiben? Also bitte gleichfalls Trisexuelle. Zudem ist die unreflektierte Verwendung des Wortes „Mensch“ mehr als anrüchig, schließlich heißt es „der“ Mensch. Manch andere Sprachen, z. B. englisch und französisch, sind noch viel schlimmer: Dort sind die Wörter für Mann und Mensch identisch. Obendrein ist das Englische nur gleichgeschlechtlich, französisch immerhin bi, aber wir deutsch Sprechenden haben seit eh und je das dritte Geschlecht. Also muss es „das Mensch“ heißen. Weißt du, wie viel Sternlein stehen? Kein einziges, ein miserables Vorbild! Daher ist die Abteilung dringend umzubenennen: Entweder „Lesben*innen, Schwule*innen, Bisexuelle*innen, Trisexuelle*innen, Trans- und Intergeschlechtliche*innen“ oder zumindest „Lesbische, schwulische, bisexuelle, trisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen*innen“. Nur am Rande: Das Logo der Behörde ist an Sexismus nicht zu überbieten: Die erste der stilisierten Figuren sieht aus, als hätte sie einen Steifen.

Höchstwahrscheinlich ist L. L. aber nur eine Strohmännin, und tatsächlich ist das Ganze auf dem Mist von Anatol Stefanowitsch³ gewachsen, dem Bhagwan des politisch korrekten Ritualgeschwafels. Er und seine Adepten*innen wollen ihren ideologischen Aschram durch einen Blitzkrieg der Gendersterne auf den gesamten deutschen Sprachraum ausweiten, um daraus nach ihrem Bilde Groß-Anatolien aufzubauen. Heutzutage gilt nicht mehr die Luther'sche Maxime, dem Volk aufs Maul zu schauen, sondern das sprachlose, unmündige Volk hat gehorsamst den missionarischen Sprachreformatoren nach dem Maul zu plappern. Die erlauchten, erleuchteten Funktionärszirkel beweisen Mut zur Lücke: Der kleine Bruder, pardon: die kleine Schwester des Sterns ist der Unterstrich (statt Bauer*in Bauer_in), Gendergap genannt. Na, das klingt doch gleich viel cooler, so heißt das also in Usa. Heißt es nicht. Gender gap bedeutet vielmehr Geschlechterunterschied/-kluft: „A difference between the way men and women are treated in society, or between what men and women do and achieve“ (dictionary.cambridge.org). Aber wie wird der geschlechtliche Unterstrich dann in englischsprachigen Ländern genannt? Gar nicht, weil es ihn nicht gibt. Im Englischen, dieser - mit Verlaub - recht einfachen Sprache, existiert das „Problem“ mangels weiblicher Substantivformen von vornherein nicht. „Gendergap“ ist also dummdeutsch-provinzieller Bullshit. Das wird Anatol Stefanowitsch jedoch nicht hindern, dieses Fremd-Wort zum Anglizismus des Jahres zu erkiesen. Aber immerhin: Lieber unter Strich als auf dem Strich (schon gut, ist gestrichen).

Wer -gap sagt, darf nicht -stern sagen. Deshalb bitte: „Deutschland sucht den Genderstar“. Auch „Gender“ an sich ist sowohl neumodischer wie auch verhüllender als das unterschwellig schweinische Wort „Geschlecht“. Künftig also: Gendertrieb, Genderorgane, Genderverkehr, Adelsgender usw.

Wer solch lächerliche Verhunzungen wie den Leidstern durchpeitschen und Sprache und Schrift zu Ramschware vom Grabbeltisch verkrüppeln will, kommt von einem anderen Stern und ist total von Ge(nder)stern. Wie für alle Sternzeichen gilt auch für dieses: Man/frau/non_w*non_m muss daran glauben. Unideologisierten, geistig souveränen, unautoritär strukturierten Menschen jedoch ist der Stern schnuppe.

Das Sternchen als Schriftzeichen heißt Asterisk - die spinnen, die politisch Korrekten.

¹Das Tuch der Tücher
¹Liebe Mitbürkarinnen und Mitbürka! > Kopf(tuch)arbeiterinnen, Kinderkram

²www.berlin.de/sen/lads/schwerpunkte/lsbti/fachbereich

³Eierkopfmann

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