3.5.2020
Friday for Fear of the Future
„Genießt den Krieg, der Frieden wird fürchterlich sein!“ Voll Bangen und Zagen denken die größten Propheten der Menschheit, Greta Thunberg und Prof. Dr. Niko Paech, an dieses geflügelte Wort aus der Endphase des Nazi-Reichs. Zwar ist unversehens ihr Lebenstraum in Erfüllung gegangen, die schon von den Mayas geweissagte „Befreiung vom Überfluss in der Postwachstumsökonomie“: Die Wirtschaft liegt danieder, Kurzarbeit mit 60 % Hungerlohn, der Kohlendioxid-Ausstoß auf einem Rekordtief, das Bruttoinlandsprodukt stürzt ins Bodenlose, kaum noch Flugverkehr, der Sommerhit lautet: „Scheiß drauf, Malle ist keinmal im Jahr“ - und Schule leer. Doch wie lange wird die segensreiche Pandemie noch währen? Wird danach das zivilisatorische Grauen von Neuem beginnen? In ihrem Heimatland gilt Gretas Befehl, der Infektionsentwicklung ungehindert freien Lauf zu lassen, und niemand braucht ein Tuch vor den Mund zu nehmen, wodurch die schwedische Anzahl von Toten*innen je Million Einwohner zur Spitzengruppe gehört. Deutschland ist dagegen weit abgeschlagen unter ferner liefen platziert - einfach beschämend, beinahe WM-Niveau. Da ist es verständlich, dass in dieser ungewissen Zeit viele Deutsche an Demokratie und Pluralismus zweifeln und sich nach einer starken Kindfrau sehnen. Doch außerhalb Schwedens hat Greta leider nichts zu melden. Hier arbeiten alle reaktionären Seilschaften unter Hochdruck daran, das jetzige arkadische Idyll zu zerstören: So finanziert die unternehmerhörige Bundesregierung mit 150 Millionen € ein bundesweites Forschungsnetzwerk zur Bewältigung der Pandemie. Natürlich unsere Steuern. Dafür ist plötzlich Geld vorhanden. Aber für den Klimaschutz: Fehlanzeige. Umso anerkennenswerter ist, dass die wirklich fortschrittlichen Kräfte sich selbstlos in den viralen Nahkampf gegen die Erderwärmung stürzen: Am 1. Mai rotteten sich in Berlin, Hamburg und Leipzig die Speerspitzen des Linksradikalismus zusammen, um das Ruder herumzureißen, indem sie die bedrohlich sinkende Reproduktionszahl wieder anheizen. Die Effizienz litt jedoch merkelich darunter, dass viele Teilnehmer nach alter Randalierer-Gewohnheit vermummt erschienen - hallo, Mundnasenschutz ist kontraproduktiv und dient nur den Interessen des Kapitals.
„Bleiben Sie gesund!“ Ja toll, die Gesundheit können wir uns an den Hut stecken, wenn wir demnächst in der Klimakatastrophe verglühen. Um den drohenden Untergang im letzten Moment abzuwenden, hilft nur noch eines: CoV-2 statt CO2.
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(3.5.2020)
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